Momentan häufen sich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis die Wiegenfeste, auch mein eigenes stand kürzlich an. Zwischen Gratulationen per E-Mail, Messenger und Telefon habe ich darüber nachgedacht, wie sich im Laufe der Zeit meine eigenen Erwartungen rund um den Geburtstag verändert haben.
Soweit ich mich noch verlässlich an meine Kindheit erinnern kann, habe ich mich vor allem über die besondere Aufmerksamkeit gefreut – und natürlich über die Geschenke. Außerdem war die eigentliche Feier, die meine Eltern bis zum zehnten Geburtstag liebevoll organisierten, ein Highlight, das ich immer herbeigesehnt habe. Mit heutigen Maßstäben sicher unspektakulär, empfand ich aber die mit Spielen gefüllten Nachmittage und besondere Verpflegungen zum Ehrentag immer als außergewöhnlich und schön.
Die Geschenke spielten bis in die Pubertät hinein sicher die größte Rolle und veränderten sich von echten Spielsachen hin zu „Jungsspielzeug“, das auch neben dem spielerischen Aspekt auch eine repräsentative Komponente besaß. Diese war nicht zu unterschätzen, denn so erntete ich im Freundeskreis zusätzliche Anerkennung, worauf ich in der Zeit eben auch gesteigerten Wert legte.
Als ich meine Geburtstagsfeier mehr und mehr alleine organisierte, war mir die Auswahl der Gäste und deren Erscheinen wichtiger als deren Mitbringsel. Das hat sich auch bis heute nicht geändert: Für mich ist der Geburtstag eine wunderbare Gelegenheit, sich mit Freunden und anderen lieben Menschen zu treffen, die ich sonst vielleicht nicht so häufig sehe, sich auszutauschen und auf den neuesten Stand zu bringen.
Natürlich ist der Freundes- und Bekanntenkreis im Laufe der Jahre kräftig gewachsen und so freue ich mich auch über Anrufe, E-Mails und andere Formen der Gratulation. In meinem Kopf gibt es tatsächlich so eine Art Liste von Personen, mit deren Meldung ich rechne, welche, von denen ich keine erwarte und dann gibt es noch solche, die mich echt überraschen. Das hat sich durch die Verbindungen in den verschiedenen sozialen Netzwerken nochmals verstärkt, denn auch mich unterstützen diese, (fast) keinen Geburtstag zu verpassen und allen Menschen meine Glückwünsche zu schicken, bei denen es mir ein Bedürfnis ist.
Auch mit dieser digitalen Krücke ist mir natürlich klar, dass es immer Umstände gibt, durch die Meldungen ausbleiben, manchmal verzögert eintreffen und selbstverständlich erhebe ich bei den meisten Personen in meiner Umgebung nicht die gleichen Ansprüche wie an mich selbst, was Gratulationen angeht: Für mich sind sie – je nach Ausgestaltung und Verhältnis zur jeweiligen Person – Ausdruck von Sympathie, Verbundenheit, Respekt und Anerkennung, manchmal auch „nur“ Höflichkeit.
Die Digitalisierung bietet aber noch mehr Möglichkeiten und so habe ich in diesem Jahr eine neue Erwartung bei mir entdeckt: Gratulationen von Organisationen, bei denen ich Kunde bin. Bis vor ein paar Jahren hat mir beispielsweise mein Hausarzt immer eine Grußkarte geschickt oder mein Motorradhändler sogar einen Gutschein. Der postalische Weg wird immer seltener, was ich aber auch nicht bedauere.
Seit rund zehn Jahren – ich habe mich in einem spätpubertären Anfall auf der Plattform eGun angemeldet – ist ausgerechnet diese Plattform immer die erste am Tage, die Glückwünsche per E-Mail schickt. Das ist inzwischen zu einem Running Gag geworden – bringt mich aber zu der Frage, wieso bekommen eigentlich nur diese Herrschaften das auf die Reihe? Wenn ich darüber nachdenke, an wie vielen Stellen ich mein Geburtsdatum hinterlassen muss, fällt die Zahl der digitalen Grüße doch äußerst bescheiden aus.
Technisch ist das wirklich kein Hexenwerk, wie mir einzelne Anbieter oder Vereine zeigen. Aber das Gros – ich denke an meine Krankenkasse, die Bank, große Handelsunternehmen und eben alle Organisationen, die eine Menge Geld mit mir umsetzen – versagt (auch) in dieser Hinsicht. Ich erwarte durchaus keine Gutscheine, Rabatte oder ähnliches, aber wäre es nicht ein kurzer Gruß im Sinne einer wertschätzenden und respektvollen Kundenbeziehung eine Selbstverständlichkeit?
Ich merke jedenfalls, wie mich das mehr ärgert, als ich zunächst erwartet hätte. Und apropos, ich bin mal gespannt, welche Erwartungen sich mit der gerade beginnenden fünften Dekade meines Lebens noch so entwickeln …
Ich musste doch gerade erstmal schauen was eGun für eine Plattform ist :-). Diese „Schürzenjäger-Seite“ ist hier im OWL-Raum anscheinend bekannt, ist sie doch hier am Arbeitsplatz gesperrt! 🙂
Ja, ist so etwas wie eBay für Waffen. Gekauft habe ich da noch nichts, aber freue mich trotzdem regelmäßig über die Glückwünsche! 😊